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Kontraindikation – Für wen ist Cannabis ungeeignet?

Kontraindikation – Für wen ist Cannabis ungeeignet?

Auch wenn Cannabis insgesamt als nebenwirkungsarm und sicher gilt: Es gibt Fälle, in denen die Verschreibung von medizinischem Cannabis für Patienten ungeeignet sein kann!

Was ist eine Kontraindikation?

Der Begriff „Kontraindikation“ setzt sich aus den lateinischen Wörtern „contra“ (gegen) und „indicatio“ (Anzeichen, Hinweis) zusammen. Es bedeutet so viel wie „gegenanzeigen“.

Der Begriff wurde in der Medizin geprägt, um Situationen oder Bedingungen zu beschreiben, bei denen eine bestimmte Behandlung oder ein bestimmtes Medikament nicht eingenommen werden sollte – ähnlich einer Warnung oder einem Hinweis darauf, dass die Anwendung in solchen Fällen vermieden werden sollte, da sie potenziell schädlich oder gefährlich sein könnte.

Kontraindikationen warnen medizinische Fachkräfte vor möglichen Risiken und helfen ihnen bei der Entscheidungsfindung über die geeignete Behandlung. Indem sie auf Kontraindikationen achten und Behandlungen auswählen, die für die individuellen Bedürfnisse und Gesundheitszustände geeignet sind, können Ärzte die Sicherheit und das Wohlergehen ihrer Patienten gewährleisten.

Bei welchen Kontraindikationen sollte Cannabis nicht verschrieben werden?

Cannabishaltige Arzneimittel sind in erster Linie bei Patienten mit einer bekannten Überempfindlichkeit gegen Cannabinoide kontraindiziert. Medizinalcannabis sollte zudem nur mit besonderer Vorsicht verordnet werden, falls Patienten folgende Leiden oder Zustände aufweisen:

  • Schwere Persönlichkeitsstörungen
  • Psychosen, Schizophrenie
  • Depression und/oder manisch depressive Krankheiten
  • Hypertonie und schwere Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems
  • Schwangere und stillende Mütter

“Schwere psychiatrische Erkrankungen, insbesondere Psychosen, sind eine strenge Kontraindikation gegen die Verordnung von Cannabinoiden, auch außerhalb einer floriden Phase”

– Praxisleitlinie der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) e.V.1

Die Lehrmeinungen zu bestimmten Kontraindikationen gehen allerdings auseinander. Manche Experten sind beispielsweise der Meinung, dass man Cannabis bei Vorliegen einer schweren Persönlichkeitsstörung, einer Psychose oder einer schweren Herz-Kreislauferkrankung nicht als Medikament einnehmen sollte.2

Ein Mann sitzt im dunkeln verzweifelt auf einer Parkbank.
Abb 1: Starke psychische Erkrankungen, beispielsweise Depressionen, sind für viele Ärzte ein Ausschlusskriterium für medizinisches Cannabis.

Cannabis für Kinder und Jugendliche: Besser nicht!

Es gibt keine Hinweise, dass der Gebrauch von medizinischem Cannabis bei Kindern und Jugendlichen negative Folgen haben kann. Dies liegt aber vor allem daran, dass es keine ausreichenden Datensätze zu dieser Thematik gibt.

Zwei Kinder spielen im Krankenhaus auf einem Bett. Beide sehen schwer krank, aber in diesem Moment glücklich aus und lachen.
Abb. 2: Auch Kinder können schwer krank werden. Wann und ob medizinisches Cannabis sinnvoll ist, wird meist in enger Absprache mit den Eltern im Einzelfall entschieden.

Daher sollte eine Verschreibung von medizinischem Cannabis in diesen Fällen besonders sorgfältig abgewogen und begleitet werden.2 Da das körpereigene Endocannabinoidsystem erst mit ca. 20 Jahren voll ausgeprägt ist, reagieren Kinder und Jugendliche oft stärker auf Cannabinoide.

Aus der Redaktion: Charlotte Figi, ein junges, in der Cannabisbranche fast schon berühmtes, Mädchen aus den USA, hatte von Geburt an mit starken epileptischen Krampfanfällen zu kämpfen. Weil andere Medikamente nicht ausreichend halfen, wurde sie als eins der ersten Kinder in den USA, für eine gewisse Zeit erfolgreich mit CBD-Öl behandelt. Leider hat diese Geschichte ein trauriges Ende: Charlotte starb trotz aller Anstrengungen 2020 im Alter von 13 Jahren an den Folgen ihrer Erkrankung. Die CBD-reiche Sorte “Charlotte´s Web”, mit dessen Extrakt Charlotte lange Zeit behandelt wurde, ist heute nach ihr benannt.

Cannabis in der Palliativmedizin

Medizinisches Cannabis wird häufig in der Palliativ-Medizin eingesetzt: Die Genehmigungsfrist ist mit 3 Tagen deutlich kürzer bemessen als bei anderen Einsatzgebieten und oft werden mithilfe von Cannabis mehrere schwerwiegende Symptome gleichzeitig behandelt. In Einzelfällen kann es daher, trotz einer bestehenden Kontraindikation, sinnvoll sein, Cannabis in der Palliativmedizin einzusetzen.1 5

Tatsächlich gibt es keine Studien, die einen wissenschaftlich belegbaren Vorteil von cannabinoidbasierten Arzneimitteln gegenüber einer herkömmlichen Palliativbehandlung zeigen. Hinzu kommt, dass Palliativpatienten ihre Behandlung relativ häufig schnell wieder absetzen.6 7

Cannabis in der Schwangerschaft

Die Verwendung von Cannabis während der Schwangerschaft ist nach wie vor ein umstrittenes Thema. In der Fachwelt existieren unterschiedliche Meinungen und Studien zu diesem Thema. Es wird jedoch im Allgemeinen empfohlen, während der Schwangerschaft auf den Konsum von Cannabis zu verzichten.

Eine schwangere Frau in einem grünen Kleid umfasst ihren Babybauch mit beiden Händen.
Abb. 3: Der Konsum von (medizinischem) Cannabis in der Schwangerschaft birgt Risiken für das Kind und sollte nur im Notfall stattfinden.

Risiken, die durch die Anwendung von Cannabis in der Schwangerschaft auftreten können, egal ob medizinisch oder vom Schwarzmarkt, haben wir hier aufgelistet:

  1. Risiken für das ungeborene Kind: Cannabis kann den Fötus beeinflussen und potenzielle Risiken für die Gesundheit und Entwicklung des Kindes darstellen. Studien haben gezeigt, dass die Anwendung von Cannabis während der Schwangerschaft mit einem erhöhten Risiko für Frühgeburten, niedriges Geburtsgewicht, Entwicklungsstörungen und kognitiven Beeinträchtigungen verbunden sein kann.3
  2. Auswirkungen auf Schwangere: Cannabis kann auch Auswirkungen auf die schwangere Frau haben. Es kann zu Problemen wie verminderter Aufmerksamkeit, Gedächtnisstörungen und beeinträchtigter motorischer Koordination führen, was das Risiko von Unfällen erhöhen kann.3 4
  3. Plazentadurchlässigkeit: THC, der psychoaktive Bestandteil von Cannabis, kann die Plazenta passieren und das Endocannabinoid-System des Fötus beeinflussen. Dieses System spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Gehirns und anderen Organen.3 4

Zusammenfassung

Cannabis kann bei vielen Krankheitsbildern sinnvoll sein, sollte aber nie als “Wundermittel” betrachtet werden. Je mehr Studien durchgeführt werden, desto eher kann man die reale Wirksamkeit von Cannabis ab- und einschätzen. Liegen bei Ihnen typische, hier genannte Kontraindikationen vor, sollten Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker Rücksprache halten, um eventuelle Nachteile oder Risiken frühzeitig zu erkennen und abzuklären.

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