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Studie: Kann Cannabis die Schmerzen nach einer Operation verstärken?

Studie: Kann Cannabis die Schmerzen nach einer Operation verstärken?

Cannabinoidhaltige Medikamente werden oft gegen chronische Schmerzen verschrieben: In der ersten Begleiterhebung, die von 2017 – 2022 in Deutschland durchgeführt wurde kam heraus, dass 67% der Cannabis-Verschreibungen an Personen mit der Diagnose “Schmerzen” gingen. 70% dieser Personen gaben außerdem an, dass sie durch Cannabis eine generelle “Verbesserung der Lebensqualität” erreichen konnten. Kann man Cannabis also guten Gewissens als anerkanntes Schmerzmittel bezeichnen?

Chronisch: Ja! Akut: In vielen Fällen, aber nicht immer

Jedes Jahr treffen sich in den USA Vertreter der Amerikanischen Gesellschaft der Anästhesisten zu einer Jahresversammlung und stellen dort Studien und Ergebnisse ihrer Forschung vor. Im Jahr 2022 stellte dort Dr. Elyad Ekrami vom Outcomes Research Department am Anesthesiology Institute der Cleveland Clinic eine Studie vor, die er und mehrere Kollegen mit über 34.000 Teilnehmern durchgeführt hatten. In der Studie wurde untersucht, inwieweit der Gebrauch von Cannabis einen Einfluss auf die akuten Schmerzen nach einer Operation hat. Das interessante Ergebnis: Die Personen, die Cannabis konsumierten, hatten in den ersten 24 Stunden 14% mehr Schmerzen als die Personen, die noch nie Cannabis konsumiert hatten. Dies zeigte sich, wenn auch in geringerer Ausprägung, auch beim Bedarf an Schmerzmedikamenten: Die Cannabis-Patienten ließen sich nach der Operation 7% häufiger mit Opioiden behandeln, um die Schmerzen zu stillen.1

Mehrere Ärzte im OP-Kittel und mit Masken stehen im Kreis um einen Patienten, der gerade aufwacht.
Abb 1: Auch wenn die OP geglückt ist, hat man oft noch eine Zeit lang Schmerzen.

Eine Begründung hierfür könnte sein, dass sich die Cannabinoid-Rezeptoren teilweise mit den Opiodrezeptoren überschneiden und die Cannabiskonsumenten so bereits eine Art Toleranz entwickelt haben, ohne jemals Opioide genommen zu haben. Jedoch erklärt dies noch nicht, warum die Cannabis-Konsumenten die Schmerzen insgesamt als höher einschätzten.

Unterschiede: “Statistisch kaum relevant!”

Bereits bei der Veröffentlichung der Daten geben die Forscher aber zu: Statistisch relevant ist ein erhöhter Opiod-Konsum von 7% kaum. Im Klinik-Alltag und bei der Verschreibung von Opioiden an Cannabis-Konsumenten solle man jedoch, so die Autoren, darauf achten, dass man Cannabis-Konsumenten nach einer OP auch mehr Opiode verschreiben könne, um das erhöhte Schmerzempfinden auszugleichen. In der Pressemeldung der Amerikanischen Gesellschaft der Anästhesisten wird bereits darauf hingewiesen, dass noch weitere Studien und Forschungsfragen offen sind, bis man in dieser Thematik ein endgültiges Urteil fällen könne.1

Eine Vielzahl von leeren Schmerzmittelpackungen in orange mit weißen Deckeln.
Abb 2: Schmerzmittel auf Opioid-Basis werden in den USA nach einer Operation von Ärzten empfohlen und auch oft verschrieben.

Kommentar der Cannabis-Apotheke Redaktion:
Opioide verursachen eine starke körperliche Abhängigkeit. Um Entzugserscheinungen zu vermeiden, sollten sie daher nur über einen kurzen Zeitraum eingenommen werden. In den USA sterben aktuell Jährlich über 100.000 Menschen an den Folgen einer missbräuchlichen Opioid-Überdosis (”Opioid-Krise”). Ein großer Teil dieser Personen bekam die starken Betäubungsmittel zuvor legal verschrieben, beispielsweise nach einer OP, und wurde dann körperlich abhängig. Medikamente wie OxyContin oder Fentanyl werden von Ärzten, nach Aussagen von Experten und unabhängigen Branchenvertretern, zu leichtfertig und zu lange verschrieben.2

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Kommentare

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Theierl

June 19, 2023

Das ist sehr interessant. Könnte nicht auch die Vorgeschichte von Cannabis – Patienten eine Rolle spielen? Es sind ja keine durchschnittlichen Patienten, sondern eher solche, die ja schon eine Vorgeschichte mit Schmerzen haben. Vielleicht spielt das eine Rolle?

Thomas B

June 20, 2023

Könnte ich mir persönlich auf jeden Fall vorstellen! Du meinst, dass die einfach generell im Leben schon mehr andere Scherzmittel nehmen mussten und dadurch eben eine gewisse Toleranz haben? Wurde ja auch in der Studie nicht untersucht, ob die eine Vorgeschichte hatten... sehr guter Punkt!