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Wirkt medizinisches Cannabis bei Frauen anders als bei Männern?

Medizinalcannabis wirkt bei jedem Menschen unterschiedlich. Wie der Körper darauf reagiert, könnte aber auch vom Geschlecht des Patienten abhängen.

Wirkt medizinisches Cannabis bei Frauen anders als bei Männern?

Erkenntnisse aus der ersten groß angelegten, nicht-interventionellen Umfrage, die unter medizinischen Cannabiskonsumenten in Deutschland durchgeführt wurde, liefern Hinweise darauf, dass Männer und Frauen unterschiedlich auf THC reagieren.1 Die Gründe dafür sind vielfältig.

Sehen Sie sich das originale Konferenz-Poster von Herrn Dr. Tuschy und Herrn Landschaft an:
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Medizinalcannabis: Welche geschlechtsspezifischen Unterschiede gibt es?

Es besteht zum Beispiel ein signifikanter geschlechtsspezifischer Unterschied in der Dichte von CB1-Rezeptoren in verschiedenen Hirnregionen. Bei Frauen nimmt die Verfügbarkeit der Rezeptoren in bestimmten Regionen des Gehirns mit zunehmendem Alter zu. Diese Entwicklung in den Basalganglien, den limbischen Regionen, im lateralen temporalen Kortex und dem Hippocampus konnte bei Männern nicht bestätigt werden.2

Zudem wird 11-OH-THC, der primäre Metabolit von THC, von Frauen und Männern unterschiedlich verstoffwechselt2.

11-OH-THC oder auch 11-Hydroxy-THC genannt, ist ein schnelllebiges Abbauprodukt des Cannabis-Wirkstoffes THC. Es wird im Körper nach der Aufnahme gebildet und ist im Gegensatz zu anderen THC-Stoffwechselprodukten danach nur wenige Stunden nachweisbar. Im Rahmen einer Verkehrskontrolle kann ein Nachweis des Stoffes Hinweise geben, ob kurz vor Fahrteintritt Cannabis konsumiert wurde.3

Außerdem kann Cannabis-Konsum in der Jugend bei Frauen und Männern unterschiedliche Auswirkungen auf die Bildung von NMDA-Rezeptoren haben. Daten aus Tierversuchen deuten darauf hin, dass Frauen nach Aufnahme von THC im Jugendalter weniger dieser Rezeptoren bilden. Männer hingegen scheinen daraufhin mehr dieser Rezeptoren zu bilden.4

Darüber hinaus wurden geschlechtsspezifische Unterschiede in den Genexpressionsmustern in verschiedenen Hirnregionen festgestellt.5

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Was bedeutet das für die Therapie mit Medizinalcannabis?

Die Analyse bestehender Literatur zeigt, dass es signifikante geschlechtsspezifische Unterschiede in der Reaktion auf die Behandlung mit medizinischem Cannabis gibt. Mögliche Gründe dafür könnten die unterschiedliche Verstoffwechselung von THC sowie Dichte und Verfügbarkeit verschiedener Rezeptoren sein. Diese Erkenntnisse können vor allem bei der Verordnung von Cannabisblüten oder -Extrakten nützlich sein, um Patienten die individuell wirkungsvollste Therapie ermöglichen zu können.6

Darüber hinaus sollten mögliche Geschlechtsunterschiede bei der Behandlung mit Medizinalcannabis bei der zukünftigen Analyse von Daten aus klinischen Studien und Umfragen berücksichtigt werden.

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  • 1 Schmidt-Wolf, G., & Cremer-Schaeffer, P. (2021). Three years of cannabis as medicine-preliminary results of the survey accompanying the prescription of medical cannabis in Germany. Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz, 64(3), 368-377.

  • 2 Calakos, K. C., Bhatt, S., Foster, D. W., & Cosgrove, K. P. (2017). Mechanisms underlying sex differences in cannabis use. Current addiction reports, 4(4), 439-453.

  • 3 Die wichtigsten Cannabis-Werte THC, THC-COOH, 11-OH-THC. Online unter https://www.mpu-vorbereitung-beratung-leverkusen.de/mpu-cannabis-thc-thc-cooh-11-oh-thc/ (29.11.2022).

  • 4 Zamberletti, E., Prini, P., Speziali, S., Gabaglio, M., Solinas, M., Parolaro, D., & Rubino, T. (2012). Gender-dependent behavioral and biochemical effects of adolescent delta-9-tetrahydrocannabinol in adult maternally deprived rats. Neuroscience, 204, 245-257.

  • 5 Zuo, Y., Iemolo, A., Montilla-Perez, P., Li, H. R., Yang, X., & Telese, F. (2022). Chronic adolescent exposure to cannabis in mice leads to sex-biased changes in gene expression networks across brain regions. Neuropsychopharmacology, 1-10.

  • 6 T. Tuschy, A. Landschaft (2022): Sex Differences in Cannabinoid Therapy – Literature Review.

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