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Cannabis bei Nervenschmerzen

Cannabis bei Nervenschmerzen

Nervenschmerzen sind ein häufiges Problem, welches durch Schädigungen oder Erkrankungen der Nerven verursacht wird. Sie können starke Schmerzen, Taubheitsgefühle, Kribbeln oder andere Symptome verursachen. Es gibt keine Heilung für Nervenschmerzen, aber es gibt eine Reihe von Behandlungsmöglichkeiten, die helfen können, die Symptome zu lindern. Eine dieser Behandlungsmöglichkeiten ist die Verwendung von medizinischem Cannabis.

Was sind die Ursachen für Nervenschmerzen?

Nervenschmerzen können durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden. Dazu gehören (Sport-)Verletzungen, Infektionen, Diabetes, Drogen- und Alkoholmissbrauch. Teilweise treten Nervenschmerzen auch als unerwünschter Nebeneffekt einer Chemotherapie auf. In einigen Fällen können Nervenschmerzen aber auch aufgrund von Erkrankungen wie Multipler Sklerose, Parkinson-Krankheit oder Fibromyalgie auftreten. Es gibt jedoch noch viele weitere Ursachen, die zu Nervenschmerzen führen können, wie beispielsweise Nervenkompressionen, Entzündungen oder Tumore. Darüber hinaus kann sogar Stress dazu führen, dass sich Nervenschmerzen verschlimmern oder sich überhaupt erst manifestieren.1

In einigen Fällen bleiben die Ursache von Nervenschmerzen leider unbekannt. Dies wird dann als idiopathische Neuropathie bezeichnet. Obwohl die genaue Ursache nicht bekannt ist, gibt es dennoch Behandlungsmöglichkeiten, die darauf abzielen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Daher ist es wichtig, bei Nervenschmerzen eine gründliche, frühzeitige Diagnose durch einen Arzt durchführen zu lassen, um die bestmögliche Behandlung zu erhalten.2

Eine Plastik eines Gehirns im Querschnitt liegt auf einem Tisch neben einer Darstellung einer Nervenverbindung.
Abb. 1 Nervenschmerzen haben verschiedene Ursachen und treten in unterschiedlicher Stärke auf: Von einem Taubheitsgefühl über ein Kribbeln bis hin zu schier unerträglichen Schmerzen.

Wie werden Nervenschmerzen diagnostiziert?

Die Diagnose von Nervenschmerzen basiert auf einer sorgfältigen Anamnese und körperlichen Untersuchung mithilfe von bildgebenden Verfahren.

Bei der Anamnese fragt der Arzt zunächst nach den Schmerzen, den Symptomen und den möglichen Ursachen. Der Arzt fragt beispielsweise, wie die Schmerzen auftreten, wo sie sich befinden, wie stark sie sind und ob sie mit anderen Symptomen wie Taubheit, Kribbeln oder Schwäche verbunden sind. Hierbei wird auch die Krankengeschichte des Patienten, einschließlich möglicher Erkrankungen oder Verletzungen, analysiert, um zu schauen, ob etwaige Vorerkrankungen die Nervenschmerzen verursachen.

Bei der körperlichen Untersuchung untersucht der Arzt die betroffenen Nerven und die umliegenden Strukturen. Hierbei wird nach Anzeichen von Nervenschädigung, wie zum Beispiel Taubheit, Kribbeln oder Schwäche gesucht. Der Arzt untersucht hierbei meist auch den Rücken und den Nackenbereich auf mögliche Verletzungen oder Erkrankungen, die Nervenschmerzen verursachen könnten.

Bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) können zusätzlich verwendet werden, um Schäden an den Nerven zu erkennen.3

Wenn eine Nervenschädigung diagnostiziert werden kann, wird nun versucht, die Ursache der Nervenschädigung zu bestimmen. Die Behandlung der Nervenschmerzen richtet sich dann nach der Ursache.

Nervenschmerzen im Zusammenhang mit dem Endocannabinoidsystem

Das Endocannabinoidsystem (ECS) ist ein äußerst wichtiges körpereigenes System, das eine Vielzahl von Funktionen reguliert, darunter die Schmerzwahrnehmung, die Stimmung, den Appetit und das Gedächtnis. Das ECS produziert Cannabinoide, die als Endocannabinoide bekannt sind. Diese Endocannabinoide wirken auf spezielle Rezeptoren im Körper, die als Cannabinoidrezeptoren bezeichnet werden. Diese Rezeptoren kommen im Gehirn, im Rückenmark und in anderen Geweben des Körpers vor.

Es ist erwiesen, dass das ECS eine wichtige Rolle bei der Schmerzwahrnehmung spielt. Wenn Nerven geschädigt werden, kann das ECS nicht mehr ausreichend Endocannabinoide produzieren, um die Schmerzen zu regulieren. Dies kann zu einer Überempfindlichkeit der Nerven führen, die zu Schmerzen führen kann. Darüber hinaus gibt es wissenschaftliche Erkenntnisse, die darauf hindeuten, dass das ECS auch bei der Regulierung von Entzündungen und Immunfunktionen beteiligt ist.

Es ist auch bekannt, dass Cannabinoide aus der Cannabispflanze, wie zum Beispiel THC oder CBD, ähnliche Auswirkungen auf das ECS haben wie Endocannabinoide. Aus diesem Grund haben diese Cannabinoide auch medizinische Anwendungen, da sie Schmerzen lindern und Entzündungen reduzieren können. Es gibt auch Forschungsergebnisse, die darauf hindeuten, dass Cannabinoide bei der Behandlung von neurologischen Erkrankungen wie Epilepsie und Multipler Sklerose von Nutzen sein können.

Das Endocannabinoidsystem ist ein äußerst wichtiges System, welches eine Vielzahl von Körperfunktionen reguliert. Obwohl es noch viel zu erforschen gibt, ist bereits klar, dass das ECS eine wichtige Rolle bei der Schmerzwahrnehmung und Entzündungsregulierung spielt und dass Cannabinoide aus der Cannabispflanze das ECS beeinflussen können und daher medizinisch von Nutzen sein können.4

Ein Glas mit zerkleinerten Cannabisblüten
Abb. 2 Cannabisblüten enthalten meist mehrere Wirkstoffe, darunter THC und CBD, welche erfolgreich gegen Nervenschmerzen eingesetzt werden können.

Können Nervenschmerzen mit Cannabis behandelt werden?

Aufgrund der wissenschaftlich nachgewiesenen Effekte von Cannabis auf die Schmerzverarbeitung im menschlichen Gehirn wird medizinisches Cannabis in Form von Blüten und Extrakten oft bei chronischen Schmerzen eingesetzt. Allerdings gibt es bisher keine klare Empfehlung für eine interdisziplinäre evidenz- und konsensusbasierte Leitlinie, die Cannabisarznei als Erstlinientherapie bei chronischen Schmerzen empfiehlt. Es gibt jedoch verschiedene Studien, die die Wirksamkeit von Cannabis bei der Schmerzlinderung belegen und es gibt viele Patienten die berichten, dass Cannabis eine wirksame, nebenwirkungsarme Alternative zu nicht ausreichend wirkenden Schmerzmitteln ist. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass der Einsatz von Cannabisarznei bei vielen Ärzten und Wissenschaftlern immer noch kontrovers diskutiert wird und weitere Forschung notwendig ist, um die langfristigen Auswirkungen und mögliche Risiken zu verstehen.4

Interessant sind die Ergebnisse einer im Jahr 2015 durchgeführten Studie: Besonders sogenannte Kombinationspräparate, die die Wirkstoffe THC und CBD enthalten, scheinen bei Nervenschmerzen besonders wirksam zu sein und haben gleichzeitig weniger Nebenwirkungen. In der Studie, “ Neuropathische Schmerzen: Cannabinoide in Kombination”, die mehrere vorherige Studien mit auswertete, wurde aber gleichzeitig auch die mangelnden Datenlage zum Thema Cannabis und Nervenschmerzen kritisiert.5

Zusammenfassung Cannabis und Nervenschmerzen

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Nervenschmerzen nach wie vor eine Herausforderung für die moderne Medizin darstellen, da sie durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden können und es keine Heilung gibt. Es gibt jedoch eine Reihe von Behandlungsmöglichkeiten, die darauf abzielen, die Symptome zu lindern. Eine vielversprechende Option ist die Verwendung von medizinischem Cannabis, das aufgrund seiner nachgewiesenen Auswirkungen auf das Endocannabinoidsystem, welches eine wichtige Rolle bei der Schmerzwahrnehmung und Entzündungsregulierung spielt, Schmerzen lindern kann. Der Einsatz von Cannabisarznei ist bei vielen Ärzten und Wissenschaftlern jedoch immer noch kontrovers und weitere Forschung und Studien sind notwendig, um die langfristigen Auswirkungen und mögliche Risiken zu verstehen. Besonders Kombinationspräparate, die sowohl THC als auch CBD enthalten, scheinen bei Nervenschmerzen besonders wirksam zu sein und haben gleichzeitig weniger Nebenwirkungen.

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Das Endocannabinoidsystem (ECS)

Unser Körper synthetisiert Cannabinoide. Menschliche Körper sind komplexe Systeme aus Haut, Knochen, Organen und Muskeln. Im Inneren sind verschiedene Prozesse daran beteiligt, das empfindliche Gleichgewicht aufrechtzuerhalten. Unser körpereigenes Cannabinoid-System (ECS) spielt dabei eine entscheidende Rolle.

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