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#1 Cannabis Konkret – Die Wissenschaft hinter Cannabis und Fibromyalgie: Was sagen die Studien?

#1 Cannabis Konkret – Die Wissenschaft hinter Cannabis und Fibromyalgie: Was sagen die Studien?
  • Medizinisches Cannabis wird oft gegen das Fibromyalgiesyndrom eingesetzt und bringt in Studien gute Ergebnisse.
  • Nebenwirkungen sind geringer als bei sonstigen Medikamenten.
  • Veranstaltung: Cannabis Konkret zum Thema Fibromyalgie im Januar, weitere Termine und Themen in Zukunft.

In den letzten Jahren hat das Thema Cannabis als potenzielle Behandlungsoption für Fibromyalgie immer mehr Aufmerksamkeit erregt. Das sogenannte Fibromyalgiesyndrom, kurz FMS, ist eine komplexe Erkrankung, die durch chronische Schmerzen, Müdigkeit und andere Symptome gekennzeichnet und oft schwer zu behandeln ist.1 Da herkömmliche medizinische Ansätze nur begrenzte Linderung bieten können, haben Wissenschaftler damit begonnen, die potenziellen Auswirkungen von Cannabis auf die Symptome von Fibromyalgie zu untersuchen.

Die Erforschung des möglichen Zusammenhanges zwischen Cannabis und FMS hat sich in den letzten Jahren ausgeweitet. Es werden immer mehr Studien durchgeführt, um die Auswirkungen von Cannabis und seinen Bestandteilen, wie THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol), auf die Symptomatik dieser Erkrankung zu erforschen.

In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die aktuelle wissenschaftliche Forschungssituation zur Rolle von Cannabis bei der Behandlung von Fibromyalgie. Wir betrachten dafür Studien, die sich mit den möglichen Auswirkungen von Cannabis auf Schmerzlinderung, Schlafqualität, Stimmungsstabilisierung und Lebensqualität von Fibromyalgie-Patienten befassen. Darüber hinaus diskutieren wir die Herausforderungen und Einschränkungen der aktuellen Forschung sowie mögliche zukünftige Entwicklungen auf diesem Gebiet.

Was ist Fibromyalgie?

Fibromyalgie ist eine chronische Erkrankung, die durch Schmerzen im Körper, Müdigkeit, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und kognitive Probleme gekennzeichnet ist. Es handelt sich dabei um komplexe Beschwerden, deren genaue Ursache bisher nicht vollständig verstanden ist. Fibromyalgie betrifft vor allem Frauen im mittleren Alter, kann aber auch bei Männern und Menschen jeden Alters auftreten. In der Altersgruppe zwischen 40-60 Jahren sind beispielsweise bis zu 80% der FMS-Patienten weiblich.2

Eine Person hält sich das wegen einem Fibro-Schub schmerzende Handgelenk.
Abb. 1 Das Fibromyalgie-Syndrom, kurz FMS, löst starke Schmerzen in den Muskeln, Sehnen und Bändern aus.

Die Symptome von Fibromyalgie können stark variieren und individuell unterschiedlich sein. Für die Erkrankung charakteristisch sind jedoch anhaltende Schmerzen im gesamten Körper, insbesondere in den Muskeln, Sehnen und Bändern. Diese Schmerzen können als drückend, ziehend oder brennend empfunden werden und sich über einen längeren Zeitraum hinweg auftreten. Häufig empfinden Patienten zusätzlich zu den Schmerzen auch Müdigkeit, Erschöpfung und ein allgemeines Gefühl der Schwäche.2

Menschen mit Fibromyalgie leiden oft unter Schlafstörungen. Das führt dazu, dass sie sich morgens nicht erholt fühlen. Betroffene können Schwierigkeiten haben, einzuschlafen, durchzuschlafen oder einen tiefen und erholsamen Schlaf zu erreichen. Darüber hinaus können kognitive Beeinträchtigungen, oft als „Fibro-Nebel“ oder „Fibro-Fog“ bezeichnet, auftreten. Die Folge davon sind Gedächtnisstörungen, Konzentrationsprobleme und Schwierigkeiten beim Finden der richtigen Worte.

Sie haben selbst das Fibromyalgiesyndrom und/oder interessieren sich für den Einsatz von medizinischem Cannabis? Dann besuchen Sie doch die Infoveranstaltung Cannabis Konkret, die ab Januar jeden ersten und dritten Mittwoch im Monat stattfindet.

Der genaue Auslöser von Fibromyalgie ist noch unklar. Man nimmt an, dass verschiedene Faktoren eine Rolle spielen können, beispielsweise:

  • genetische Veranlagung
  • neurologische Veränderungen
  • abnormale Schmerzverarbeitung im Gehirn
  • hormonelles Ungleichgewicht
  • psychologische Faktoren wie Stress
  • traumatische Ereignisse.

Da die Symptome von Fibromyalgie oft unspezifisch sind und es keine spezifischen Nachweismöglichkeiten gibt, kann die Diagnose der Erkrankung eine echte Herausforderung sein. Ärzte stützen sich in der Regel auf die Bewertung der Symptome, agieren nach dem Ausschlussverfahren und prüfen, ob bestimmte Kriterien erfüllt sind, um Fibromyalgie zu diagnostizieren.

Die Behandlung von Fibromyalgie zielt darauf ab, Symptome zu lindern und die Lebensqualität von Betroffenen zu verbessern. Zusätzlich kann eine Kombination aus medikamentöser Therapie, physikalischer Therapie, Techniken zur Stressbewältigung, Bewegung und Lebensstiländerungen nötig sein.

Ein schwarz-weiß Bild eines Mannes, der vor Fibromyalgie-Schmerzen verkrampft auf dem Boden liegt.
Abb. 2 Von Fibromyalgie betroffene Personen finden sich oft in einer Art Nebel wieder: Der Körper schmerzt stark, die Konzentration nimmt ab. Teilweise fehlen Betroffenen sogar die richtigen Worte – so stark ist der Einfluss der Erkrankung.

Kann Cannabis bei Fibromyalgie hilfreich sein?

Aktuell gibt es nur wenige Studien, die sich überhaupt mit der Frage beschäftigen, ob und wie cannabinoidbasierte Medikamente gegen die Symptome von Fibromyalgie eingesetzt werden können. Daher lehnen einige Krankenkassen eine Kostenübernahme für Blüten oder Extrakte bei Fibromyalgie-Patienten überwiegend ab. Auch die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. lehnt in ihrer seit über 5 Jahren nicht aktualisierten Leitlinie eine Behandlung mit Cannabinoiden bei Fibromyalgie entschieden ab.3

Als Begründung dafür werden insgesamt zwei Studien und die noch ältere Version der Leitlinie von 2012 genannt, in denen jedoch nur Nabilon, also ein synthetisches Cannabinoid, verabreicht wurde.4 5 6 Mit einer Gesamtteilnehmerzahl von knapp 400 Teilnehmern ist auch die Aussagekraft und Reproduzierbarkeit dieser Studien kaum gegeben. Trotzdem ist lautet der eindeutige Hinweis: “Cannabinoide sollten nicht empfohlen werden.”

Interessant ist aber: Auch wenn die Datenlage 2012 genau gleich aussah, gibt es außerhalb von Europa teilweise sogar Empfehlungen, cannabinoidbasierte Medikamente bei Fibromyalgie einzusetzen: Laut kanadischer Leitlinie zum FMS kann die Anwendung von Cannabinoiden vor allem dann sinnvoll sein, wenn eines der durch das FMS ausgelösten Symptome Schlafprobleme sind.

Neue Studie: Klare Empfehlung!

Tatsächlich ändert sich auch hierzulande die Meinung über eine Behandlung mit Cannabis: Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) schreibt in ihrem Leitfaden von 2017, dass “ein Behandlungsversuch mit verschriebenen Cannabinoiden” unternommen werden kann, “wenn andere Therapiestrategien nicht ausreichend wirksam waren, oder zusätzlich zu diesen, vor allem, wenn schwerwiegende Schlafstörungen bestehen.”7

Hilft Cannabis bei Schlafstörungen? Eine im Jahr 2021 durchgeführte Studie kam zu dem Ergebnis, dass Cannabis generell bei chronischen Schlafstörungen hilfreich sein kann. Die Probanden der Studie konnten im Vergleich zur Placebo-Gruppe besser ein- und durchschlafen.9

Eine Frau, die wegen Fibromyalgie schlecht schlafen kann, liegt bei Sonnenstrahlen im Bett und kann nicht einschlafen.
Abb. 3 Cannabis kann gegen Schlafstörungen helfen, die ein typisches Symptom bei Fibromyalgie sind.

Eine 2019 durchgeführte Studie unterstreicht diese Einschätzung: Mit einer Teilnehmerzahl von knapp 370 Personen fand die Studie heraus, dass Cannabis als sichere und wirksame Alternative für die Behandlung von FMS-Symptomen einsetzbar ist. Die Schmerzen der Teilnehmer lagen zu Beginn der Studie noch bei durchschnittlich 9 von 10 Punkten auf der Schmerzskala.12 Nach der sechsmonatigen Behandlung mit cannabinoidhaltigen Medikamenten sank der Wert auf durchschnittlich 5 von 10 Punkten.

Abbild der Schmerzskala, die bei Fibromyalgiepatienten eingesetzt wird und die Schmerzen in 6 Smileys unterteilt, von lachend bis traurig.
Abb. 4 Die Schmerzskala – In Studien konnte durch den Einsatz von Cannabis bei FMS-Patienten eine Senkung von 1-5 Punkten ermittelt werden. Quelle: medi-karriere.de

Die Nebenwirkungen waren außerdem sehr niedrig: Nur wenige Teilnehmer gaben als häufigste Nebenwirkung eine leichte Verwirrung (8%) und einen trockenen Mund (7%) an. Hier muss jedoch angemerkt werden, dass 8% der Patienten die Studie aus unbekannten Gründen vor dem Ablauf der sechs Monate abgebrochen haben. Möglich ist hier beispielsweise, dass die Nebenwirkungen zu stark waren oder die erwünschte Wirkung ausblieb.8

Hier finden Sie den ersten Beipackzettel für medizinisches Cannabis und Extrakte. Sie können sich außerdem bei unserem Personal über mögliche Neben- und Wechselwirkungen von Cannabis informieren.

Cannabis bei Fibromyalgie: Weitere Studien bringen mehr Klarheit

Heute ist sich die Wissenschaft mehr oder weniger einig: Cannabinoidbasierte Medikamente können bei der Behandlung von Fibromyalgie nützlich sein. Wie genau Cannabis helfen kann und welche Mechanismen hierfür wichtig sind, muss jedoch in weiteren Studien mit größerer Teilnehmerzahl untersucht werden. Diese zu finden sollte leider nicht allzu schwer werden: Fibromyalgie gehört mit einer Prävalenz von 1,4 bis 6,6 Prozent der Gesamtbevölkerung zu einer der eher häufigen Schmerzerkrankungen.

Sie haben noch weitere Fragen zu Cannabis bei Fibromyalgie? Unser Apothekenpersonal kann Ihnen alle Fragen rund um medizinisches Cannabis beantworten, Empfehlungen aussprechen und Sie insgesamt bei der Wahl der richtigen Medikamente unterstützen. Sprechen Sie uns bei Ihrem nächsten Besuch einfach an oder buchen Sie direkt ein kostenloses Beratungsgespräch.

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