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Medizinisches Cannabis bei chronischen Schmerzen

Medizinisches Cannabis bei chronischen Schmerzen

Schmerzen sind die häufigsten Beschwerden, die mithilfe von Medizinalcannabis behandelt werden. Aus der Begleiterhebung zur Verschreibung und Anwendung von Cannabisarzneimitteln geht hervor, dass 67 % der Erkrankten mit einem Rezept für medizinische Cannabisblüten diese zur Behandlung ihrer Schmerzen verwenden. Bei der Verordnung von Extrakten ist der Anteil der Schmerzpatienten mit 89 % noch höher. Bisherige wissenschaftliche Erkenntnisse unterstützen diese Beobachtungen.1

Wirkt Cannabis gegen Schmerzen?

Experimente an Tieren haben gezeigt, dass die Aktivierung von Cannabinoidrezeptoren die Übertragung von Schmerzsignalen hemmen kann. Sowohl CB1- als auch CB2-Rezeptoren spielen dabei eine Rolle, wobei Letztere auch für die Regulierung von Entzündungen von Bedeutung sind. Die Aktivierung von CB2-Rezeptoren in der Haut kann zudem die Schmerzlinderung bei externen Temperaturreizen unterstützen. CB1-Rezeptoren im zentralen Nervensystem können Schmerzempfinden oder Stressreaktionen beeinflussen.4

Abb. 1: Chronische Schmerzen können den Alltag erheblich beeinflussen

Stress beeinflusst die Konzentration der Endocannabinoide Anandamid und 2-AG, die bei der Regulation des körpereigenen Gleichgewichts durch das Endocannabinoidsystem eine wichtige Rolle spielen. Ist man akutem Stress ausgesetzt, wird im Allgemeinen Anandamid reduziert und die Konzentration von 2-AG erhöht. Eine geringe Aanadamid-Signalgebung ist vermutlich mitverantwortlich für die Entstehung von Angstzuständen oder die Aktivierung der für unser Stressempfinden wichtigen HPA-Achse. 2-AG kann hingegen die Auswirkungen von Stress auf das Gehirn begrenzen und die Gewöhnung an Stressbelastungen unterstützen.4

Die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse oder HPA-Achse, auch als Stressachse bezeichnet, ist die Bezeichnung für das System unserer Stressaktivierung. Das komplexe Aktivierungs- und Hemmungsmuster ist entscheidend für unsere Anpassungsfähigkeit bei Stress.3

Emotionen können physische Schmerzen auslösen. Die Ausschüttung von Stresshormonen kann eine Schmerzwahrnehmung begünstigen, die auf den ersten Blick keine körperliche Ursache hat. Stressbedingte Schmerzen können verschiedene Formen annehmen. Patienten berichten dabei über Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder Schmerzen am ganzen Körper in Verbindung mit Muskelverspannungen, Schlafstörungen und anderen körperlichen Symptomen.2

Ist man ständig starkem Stress ausgesetzt, kann das die Entstehung verschiedener Krankheiten begünstigen. Es scheint eine Überlappung zwischen Erkrankungen wie PTSD, Depressionen, oder Angststörungen und chronischen Schmerzen zu geben.2

Das Profil eines Mannes, der die Hände vor dem Gesicht verschränkt vor türkisem Hintergrund
Abb. 2: Stress kann die Entstehung vieler ernstzunehmender Krankheiten begünstigen und beeinflusst zudem, wie wir Schmerzen wahrnehmen.

Das körpereigene Endocannabinoid-System scheint mit dem menschlichen Opioidsystem verbunden zu sein. Mäuse ohne CB1-Rezeptoren zeigten ein schwächeres opioidabhängiges Schmerzempfinden. Die kombinierte Anwendung von Cannabinoiden und Opioiden kann die Toleranzentwicklung gegenüber verschreibungspflichtigen Opiaten reduzieren. Bei Personen, die medizinisches Cannabis verwenden, konnten Einsparungen bei der Verwendung von Opioiden, Benzodiazepinen, Migränemitteln und Schlafmitteln festgestellt werden.4

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Diese Informationen zeigen, dass das Endocannabinoidsystem eine wichtige Rolle bei der Schmerzlinderung und Stressreaktion spielen und mit anderen neuronalen Systemen interagieren kann.

Wie kann Medizinalcannabis Schmerzen lindern?

Während Cannabis Schmerzen zwar nicht vollständig eliminiert, können cannabinoidhaltige Arzneimittel die Konzentration von Neurotransmittern im Gehirn beeinflussen, was sich positiv auf die Schmerzwahrnehmung auswirkt. 

Vor allem bei chronischen Schmerzen zeigen Cannabinoide Wirksamkeit. Studien deuten darauf hin, dass Cannabis das Potenzial besitzt, vor allem die Intensität neurpatischer Schmerzen zu lindern, um so die Lebensqualität von Betroffenen zu verbessern. Bei der Behandlung neuropathischer Schmerzen werden Cannabinoide nach Antidepressiva und Antikonvulsiva als Substanzen der dritten Wahl betrachtet.

Abb. 3: Bei der Linderung von Schmerzen kann Medizinalcannabis eine therapeutisch nützliche Wirkung haben.

Es gibt zudem Hinweise darauf, dass Patienten mit hohem Stressniveau besonders von der Behandlung mit Cannabinoiden profitieren können. Im Allgemeinen scheint für die Wirksamkeit eine Kombination aus Phytocannabinoiden, Terpenen und anderen Pflanzenstoffen günstiger zu sein als die Anwendung von THC alleine (Entourage-Effekt). Für den Erfolg einer cannabinoidbasierten Therapie ist zudem die richtige Dosierung entscheidend. Nur so können unerwünschte Nebenwirkungen ausgeschlossen und der potenzielle therapeutische Nutzen von Medizinalcannabis garantiert werden.4

Aktuelle Studie mit vielversprechenden Ergebnissen

Kanadische Wissenschaftler der McGill University Health Centre, einem Netzwerk aus Krankenhäusern und Lehrkrankenhäusern in Montreal veröffentlichten eine Studie, die darauf hinweiset, dass medizinisches Cannabis bei der Linderung von Krebsschmerzen und der Reduzierung der Anzahl der eingenommenen Schmerzmittel inklusive Opioide helfen kann. Die Analyse wurde zudem in der Fachzeitschrift BMJ Supportive & Palliative Care veröffentlicht.5

Die Forscher analysierten die Reaktionen von 358 erwachsenen Krebspatienten auf die Behandlung anhand von Daten aus dem Quebec Cannabis Register in Kanada. Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 57 Jahre. Etwa die Hälfte (48 %) von ihnen waren Männer. Schmerzen waren das häufigste Symptom (72,5 %), gegen das Medizinalcannabis verordnet wurde.5

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Vor allem bei Personen mit chronischen Stresssymptomen könnte die Anwendung von Cannabinoiden von therapeutischer Bedeutung sein. Trotzdem können Erkenntnisse aus Tierversuchen von menschlichen Studien abweichen. Dies kann auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein, darunter beispielsweise eine höhere Konzentration der Endocannabinoide beim Menschen.

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