Edibles ist ein Begriff aus dem Englischen, der für die Beschreibung essbarer Cannabisprodukte verwendet wird. Während THC-haltige Fruchtgummis oder mit Cannabinoiden versetzte Getränke in Ländern mit einer legalen Cannabis-Industrie sowohl für den Freizeitkonsum als auch für medizinische Zwecke erhältlich sind, können solche Präparate in Deutschland nur illegal erworben werden.
Eine adäquate Übersetzung dieses Begriffs ins Deutsche, insbesondere im therapeutischen Kontext, ist nicht einfach – scheitert die Zulassung als Arzneimittel an einer Begrifflichkeit?
Cannabis edibles: Cannabis im Lebensmittelkontext
Edibles enthalten aktive Cannabisbestandteile – insbesondere THC und CBD – die ein therapeutisches Potenzial mit psychoaktiver Wirkung haben können.
Cannabishaltige Esswaren sind in einer Vielzahl von Formen erhältlich. In Ländern mit einer legalen Cannabis-Industrie gibt es mit Cannabis angereicherte Backwaren sowie Fruchtgummi, Kartoffelchips oder getrocknete Apfelscheiben für den Freizeitkonsum. Daneben existieren cannabishaltige Getränke in jeglicher Form.
Das biopharmazeutische Potenzial von Cannabis Edibles
Die wenigen bislang verfügbaren Daten zu den biopharmazeutischen Eigenschaften von Edibles zeigen, dass Aufnahme und Verarbeitung der Wirkstoffe bei dieser Form der Anwendung stark schwanken können. Eine sinnvolle therapeutische Verwendung dieser Produkte wird dadurch erschwert.
Das Risiko einer Überdosierung
Weil die Wirkung bei der oralen Anwendung von Cannabis verzögert eintritt, besteht das Risiko einer Überdosierung. Patienten könnten in der Annahme, dass das Arzneimittel keine Wirkung hat, eine zusätzliche Dosis anwenden, bevor die tatsächliche Wirkung eintritt.
Die Komplexität der Cannabinoid-Absorption
Neben dem verzögerten Wirkungseintritt ist die wesentliche länger anhaltende Wirkung zum Gegensatz zum Verdampfenein weiteres Merkmal von Edibles. Wenngleich sich keine allgemein gültigen Aussagen darüber treffen lassen, können die Effekte mehrere Stunden anhalten.
Pharmakokinetik von Cannabis Edibles
Die Pharmakokinetik von Cannabinoiden nach dem Verzehr von Brownies oder Cookies wurde in mehreren Studien erforscht. Die untersuchten Esswaren enthielten zwischen 8,4 und 50,6mg THC. Dies führte zu maximalen THC-Blutplasmakonzentrationen von 0,1 bis 16,2ng/ml. Dabei dauerte es 0,9 bis 3 Stunden bis zum Eintritt der maximalen Wirkung.
Hinzu kommt, dass THC-haltige Süßigkeiten versehentlich eingenommen werden können. Kanadische Public-Health-Experten hatten im Zuge der Legalisierung von Cannabis Edibles im Jahr 2019 im Canadian Medical Association Journal auf die Gefahren der essbaren Cannabisprodukte hingewiesen.1,4
Edibles – Medizinischer Einsatz im internationalen Vergleich
Die Bewertung der therapeutischen Verwendung cannabishaltiger Esswaren ist international sehr widersprüchlich. Während Kanada und einige Bundesstaaten der USA die therapeutische Verwendung von Edibles nicht per se ablehnen, wurde die Zulassung von cannabishaltigen Keksen als Arzneimittel in Israel 2013 weitgehend untersagt. Nach Ansicht eines Expertengremiums hat das Herstellungsverfahren von Edibles unklare Auswirkungen auf den Wirkstoffe.2,3
Zudem wurde befürchtet, dass Dritte – darunter auch Kinder – könnten die Kekse versehentlich konsumieren, da sie nicht wie ein Arzneimittel aussehen. Fallberichte aus Kanada und den USA bestätigen diese Sorge. Darüber hinaus, so das israelische Gesundheitsministerium, gebe es genügend alternative Darreichungsformen, bei denen derlei Bedenken nicht bestünden. Patienten könnten Cannabis-Edibles selbst herstellen.2,3
Medizinalcannabis-Edibles in Deutschland
In Deutschland ist die Verarbeitung von Cannabis in Backwaren laut Bundesopiumstelle möglich. Allerdings ist die Therapie mit diesen Produkten schwer steuerbar. Eine offizielle Zulassung als Arzneimittel für Edibles oder zugelassene Backmischungen gibt es nicht.4
Für die orale Anwendung am geeignetsten sind medizinische Cannabisextrakte. Unter zertifizierten Bedingungen hergestellt, erlauben sie Dank ihres geprüften Wirkstoffgehaltes eine angemessene Dosierung. Unser pharmazeutisches Fachpersonal berät Sie gerne.
Grundsätzlich spricht nichts gegen die orale Anwendung von Cannabis in Form selbst hergestellter Lebensmittel. Ein Arzt könnte zum Beispiel auf dem Rezept die Anwendung einer einer bestimmten Menge der verordneten Cannabisblüte per Backmischung notieren.
Warum gibt es keine medizinischen Edibles?
Neben Backwaren gibt es in verschiedenen Ländern auch eine Reihe anderer cannabisbasierter Produkte wie Hanföl, Bier, Schokolade, Bonbons und Gummibärchen für de Freizeitkonsum mit unterschiedlicher THC-Konzentration.
Für den medizinischen Einsatz sind Edibles aufgrund fehlenden standardisierten Dosierung nicht geeignet. Es ist wichtig zu beachten, dass solche Produkte explizit nicht für den medizinischen Gebrauch bestimmt sind und daher nicht zu therapeutischen Zwecken eingesetzt werden dürfen. Trotz der rechtlichen und therapeutischen Einschränkungen, die für einige dieser Produkte gelten, bleibt die Popularität dieser Esswaren auch unter Patienten bestehen. Während die Auswirkungen und der potenzielle therapeutische Wert von Edibles weiter erforscht wird, bleibt es unerlässlich, Patienten über die potenziellen Risiken und Einschränkungen aufzuklären.
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